Claudia Moerker

Das Wichtigste in Kürze:

  • Schweizer Unternehmen profitieren von Flexibilität, Rechtssicherheit und Pioniergeist im Export.
  • Protektionismus, Zölle und Handelsbarrieren erschweren den Marktzugang in einigen Ländern.
  • Chancen bieten sich in Asien, Mittel- und Osteuropa sowie durch neue globale Handelsrouten.
  • Gründliche Marktanalysen, funktionierende Systeme und lokale Partnerschaften sind entscheidend.

Wie unterstützt swiss export Schweizer Exportunternehmen?

Unser Kernthema ist Bildung. Wir helfen Unternehmen, ihr Wissen in der Aussenwirtschaft auf verschiedenen Ebenen zu erweitern. swiss export bietet eine Vielzahl von Bildungsmöglichkeiten – von Seminaren und Webinaren bis zu praxisorientierten Veranstaltungen wie dem jährlichen swiss export Tag, bei dem jeweils über 600 Unternehmen zusammenkommen. Der Austausch von Erfahrungen und Best-Practice-Beispielen ist ein zentraler Bestandteil unserer Arbeit.

Welche Entwicklungen und Themen prägen aktuell Ihre Gespräche mit den Mitgliedern am stärksten?

Die zunehmende Unsicherheit auf den internationalen Märkten beschäftigt viele Exportunternehmen. In Zeiten wirtschaftlicher Instabilität und geopolitischer Spannungen suchen sie nach Wegen, ihre internationale Tätigkeit abzusichern. Auch die Verlagerung von Produktionsstätten ist ein häufig genanntes Thema. Das Bedürfnis nach Vernetzung und Austausch ist stark gewachsen – weshalb unsere Fachveranstaltungen für Führungskräfte und Entscheidungsträger jeweils sehr rasch ausgebucht sind.

Wie hat sich das Exportumfeld für Schweizer Unternehmen in den letzten 10 bis 20 Jahren verändert?

Die Digitalisierung und die Automatisierung haben vieles zum Positiven verändert. Den Unternehmen stehen heute mehr Daten zur Verfügung. Diese helfen, fundierte Entscheidungen zu treffen. Märkte sind transparenter geworden, und Informationen können schneller gefunden werden. Früher war es eine grosse Herausforderung, sich auf ausländischen Märkten zu etablieren. Heute sind Schweizer Unternehmen durch das Internet fast automatisch international.

Was ist schwieriger geworden?

Der Protektionismus hat in vielen Märkten zugenommen. Zölle und Handelsbarrieren werden wieder stärker, was den freien Handel erschwert. Besonders in Deutschland, dem wichtigsten Handelspartner der Schweiz, stockt die Wirtschaft in einigen Bereichen, insbesondere in der Automobilindustrie. Viele Zulieferer in der Schweiz kämpfen mit den Unsicherheiten, die von der deutschen Wirtschaft ausgehen.

Ihre Ziele im Fokus

Gemeinsam setzen wir Ihre Ziele in konkrete Erfolge um. Mit unserem Netzwerk und unserem Fachwissen eröffnen wir neue Impulse für Ihr Wachstum.

Lassen Sie uns Ihre Ideen in die Tat umsetzen.

Was machen Schweizer Exportfirmen besonders gut?

Schweizer KMU zeichnen sich durch ihre Flexibilität und Agilität aus. Die Fähigkeit, Krisen wie die Pandemie schnell zu meistern, zeigt die Anpassungsfähigkeit der Schweizer Unternehmen. Zudem profitieren sie von der Rechtssicherheit und dem Standortvorteil der Schweiz, die es ihnen ermöglichen, effizient auf internationalen Märkten mitzumischen. Besonders Familienunternehmen kombinieren Innovation mit einem starken Pioniergeist und bewahren gleichzeitig ihre Werte.

Wo hat die Schweiz noch Aufholpotenzial?

Andere Länder bieten ihren Exportunternehmen eine viel stärkere institutionelle Unterstützung. In Österreich gibt es weitreichende staatliche Programme zur Exportförderung, die den Unternehmen helfen, international wettbewerbsfähig zu bleiben. In der Schweiz fehlt eine solche Unterstützung, aber das wird auch als Vorteil gesehen. Der Schweizer Pioniergeist ist es, der uns antreibt – Unternehmen suchen ihre eigenen Lösungen, statt auf staatliche Hilfe zu warten. Dieser Hilfe-zur-Selbsthilfe-Gedanke stärkt die Unternehmenskultur und die Wirtschaft.

Welche Chancen sehen Sie für Schweizer Exportfirmen?

Der asiatische Markt bietet nach wie vor grosse Chancen. Aber auch in Mittel- und Osteuropa oder Südeuropa gibt es viel Potenzial. So hat sich zum Beispiel Portugal als wichtiger Produktionsstandort etabliert – vor allem dank seiner gut ausgebildeten und fleissigen Mitarbeitenden und der hohen Verfügbarkeit von Fachkräften. Auch die Seidenstrasse und die Umstrukturierung globaler Handelsrouten eröffnen neue Perspektiven. Diese Veränderungen bieten neue Märkte für Schweizer Unternehmen.

Wie wichtig ist Innovation für den Export?

Innovation ist das A und O. Wer nicht innoviert, verliert den Anschluss. Die Schweiz hat sich als Innovationsweltmeisterin etabliert. Durch Innovationsparks und die enge Vernetzung von Unternehmen mit Innovationsagenturen entwickeln viele Schweizer KMU schnell neue Ideen und setzen sie erfolgreich um. Punkto Innovation herrscht in der Schweiz weitgehend Konsens. Wenn ich Unternehmerinnen frage, worin sie investieren wollen, sagen praktisch alle: in die Innovation.

Impulse-Newsletter: Unternehmerisches Wissen aus erster Hand

Erhalten Sie fundierte Analysen zu Wirtschaft und Märkten sowie wertvolle Tipps – direkt in Ihre Mailbox.

Was raten Sie Unternehmen, die sich stärker international ausrichten wollen?

Der erste Schritt ist immer eine gründliche Marktanalyse. Unternehmen müssen ihre Mitbewerber und deren Produkte kennen, das Preisniveau verstehen und die lokalen Gegebenheiten beachten. Dazu braucht es auch die richtigen internen Systeme. Wer seine Stammdaten nicht im Griff hat, kann auch keine ordnungsgemässe elektronische Zollabwicklung machen. Es ist eine Führungsaufgabe, sicherzustellen, dass alle Systeme gut implementiert sind, um den internationalen Handel effizient zu gestalten.

Wie weiss ich aber, ob mein Produkt wirklich auf dem internationalen Markt funktioniert?

Export ist keine exakte Wissenschaft. Neben der Marktanalyse ist auch der Austausch mit Branchenvertretern und potenziellen lokalen Partnern entscheidend. Um herauszufinden, ob es eine tatsächliche Nachfrage für das eigene Produkt gibt, empfiehlt sich auch ein Testmarkt. Dieser bietet eine wertvolle Möglichkeit, erste Erfahrungen zu sammeln, bevor man sich ernsthaft engagiert. Und nicht zuletzt hilft auch eine gute Portion Situationsintelligenz.

Wie wichtig sind Partnerschaften und Netzwerke?

Partnerschaften sind essenziell, besonders in neuen Märkten. Die Zusammenarbeit mit lokalen Partnern hilft, schneller Fuss zu fassen und kulturelle Stolpersteine zu vermeiden. Mein Lieblingsbeispiel: Ein Schweizer Drahtseilfabrikant eröffnete eine Fabrik in Vietnam und baute dort für seine lokalen Mitarbeitenden eine Kantine. Allerdings wollte die Belegschaft gar nicht gemeinsam essen und stellte stattdessen ihre Velos – für sie ein wertvoller Besitz – in der Kantine unter.

Muss man die Strategie immer wieder überdenken?

Ja, Unternehmen müssen ihre Strategie regelmässig hinterfragen und anpassen. Jedes Jahr setzen wir ein Motto, das sich an den aktuellen Bedürfnissen der Unternehmen orientiert, um ihnen neue Impulse zu geben und sie gezielt in ihrer Weiterentwicklung zu unterstützen. Es erfordert Mut, alte Ansätze zu überdenken – wie ein Künstler, der sein Werk übermalt, wenn es sich nicht stimmig anfühlt. Neben Reflexion und Anpassungsfähigkeit braucht es auch eine Offenheit für kritische Rückmeldungen. Nur so bleiben Unternehmen flexibel und können auf Veränderungen reagieren.

Was wünschen Sie sich für die Schweizer Unternehmenslandschaft?

Ich wünsche mir, dass Schweizer KMU weiterhin ausbauen, aber auch bereit sind, sich kontinuierlich an die sich wandelnden globalen Herausforderungen anzupassen. Mein Appell an die Unternehmen ist klar: Sie sollen ihre Strategien frühzeitig überdenken und kontinuierlich weiterentwickeln – nicht nur im Ausland. Besonders bei der Nachfolgeplanung sehe ich oft, dass zu lange gezögert wird. Ein weiteres Anliegen ist mir die Nachhaltigkeit, insbesondere in Bereichen wie der Wasserverwendung in der Produktion und innerhalb der Lieferketten. Wachstum ist wichtig, aber es muss nachhaltig und überlegt sein. Und nicht zuletzt appelliere ich an die Politik, KMU stärker zu unterstützen, indem bürokratische Hürden abgebaut und pragmatische Lösungen gefunden werden.

Claudia Moerker

Claudia Moerker

Claudia Moerker ist seit 2003 Geschäftsleiterin von swiss export und engagiert sich mit Leidenschaft für die Förderung von Schweizer KMU im internationalen Handel. Parallel dazu ist sie Gründerin von swiss ecomove, einer Initiative, die sich auf nachhaltige Mobilität und die Förderung von umweltbewussten Lösungen für international tätige Schweizer Unternehmen konzentriert. Mit ihrer langjährigen Erfahrung in der Exportberatung und ihrer Expertise in interkulturellen Herausforderungen setzt sie sich dafür ein, Unternehmen nicht nur global, sondern auch nachhaltig zu vernetzen. Vor ihrer Tätigkeit in der Exportförderung war Claudia Moerker in der Gesundheitsbranche aktiv, wo sie wichtige Erfahrungen in der internationalen Zusammenarbeit sammelte.

swiss export

ist der Verband der Schweizer Exportunternehmen und unterstützt seine Mitglieder mit umfassenden Bildungsangeboten, Fachberatungen und praxisorientierten Veranstaltungen. Der Verein bietet eine Plattform für den Wissensaustausch und hilft Unternehmen, ihre Exportstrategien zu optimieren und die richtigen Partnerschaften zu finden. Mit einem starken Fokus auf Innovation und den globalen Markt ist swiss export eine zentrale Anlaufstelle für Unternehmen, die im internationalen Geschäft erfolgreich sein wollen.