Leere Bahngleise

Wer bei Pensionskassen Entscheidungen trifft, steht oftmals vor anspruchsvollen Aufgaben. Diese reichen von einer effizienten Vermögensbewirtschaftung bis hin zum fundierten Verständnis gesetzlicher Vorgaben. Das Team Strategy Advisory von ÃÛ¶¹ÊÓÆµ begleitet Kundinnen und Kunden bei diversen Herausforderungen. Der Fokus liegt dabei auf jenen Kriterien, die für den langfristigen Anlageerfolg entscheidend sind.

Herr Fischbach, was machen Sie und Ihr Team Strategy Advisory?

Unser Team Strategy Advisory beschäftigt sich mit der Erarbeitung und Überprüfung von Anlagestrategien, insbesondere der strategischen Asset Allocation (SAA). Bei einer umfassenden Beratung durchlaufen wir mit Kundinnen und Kunden einen Asset-Liability-Management(ALM)-Prozess. Dabei wird die Anlagestrategie sowohl auf die Ziele als auch auf die Verpflichtungen der Vorsorgeeinrichtung abgestimmt und die langfristigen Entwicklungen an den Kapitalmärkten berücksichtigt. Die Resultate unserer Arbeit präsentieren und diskutieren wir im Anschluss mit dem Stiftungsrat.

Eine weitere Dienstleistung, die wir anbieten, ist die Ausbildung von Stiftungsräten und Mitgliedern von Anlagekommissionen. Durch gezielte Schulungen und Workshops vermitteln wir das notwendige Wissen zu Themen wie der Vermögensanlage, der Pensionskassenführung oder der Verpflichtungsseite. Wir geben diesen (Miliz-)Gremien das nötige Rüstzeug mit, um ihre spannenden aber auch anspruchsvollen Aufgaben bestmöglich zu erfüllen. 

Als Kompetenzzentrum rund um die berufliche Vorsorge verfassen wir zudem regelmässig Publikationen und halten Fachreferate. Der Fokus liegt dabei auf den langfristigen Entwicklungen an den Kapitalmärkten und darauf, wie Schweizer PKs davon profitieren.

Ausbildungen für Stiftungsräte

Die Schulungsangebote von ÃÛ¶¹ÊÓÆµ unterstützen sowohl neue als auch erfahrene Stiftungsratsmitglieder in ihren diversen Tätigkeiten wie der Wahrnehmung der Führungsverantwortung.

Jeweils im Frühling liegt der Fokus der Anlässe auf Anlagen und Vermögensverwaltung, im Herbst auf generellen Themen der beruflichen Vorsorge sowie den Verpflichtungen.

Passen die genannten Ausbildungsangebote nicht zu Ihren Bedürfnissen oder wünschen Sie eine persönlichere Schulung, bietet Ihnen die ÃÛ¶¹ÊÓÆµ massgeschneiderte Weiterbildungen direkt in Ihrem Stiftungsratsgremium an.

Kontakt

Sollten Sie Fragen haben zu unserem Angebot oder eine individuelle Ausbildung wünschen, so zögern Sie nicht, uns direkt zu kontaktieren.

Livio Fischbach, CFA

Strategy Advisory
Telefon +41 44 332 32 43

Fabio Lüthi

Strategy Advisory
Telefon +41 44 235 60 02

Beim Anlageerfolg wird häufig die Anlagestrategie als wichtigste Grösse genannt. Was definiert eine Anlagestrategie und wieso ist sie so wichtig?

Eine Anlagestrategie ist ein Plan, den man sich zurechtlegt, um langfristig mit den eigenen Vermögensanlagen ein Ziel zu erreichen. Dabei werden die Vermögenswerte auf unterschiedliche Anlageklassen verteilt, was als strategische Asset Allocation (SAA) bezeichnet wird. Wie hoch die jeweiligen Gewichtungen dieser Anlageklassen ausfallen, hängt im Wesentlichen von den Renditezielen und der Risikofähigkeit, aber auch der Risikobereitschaft der institutionellen Investoren ab. 

Die SAA ist sehr entscheidend für den Anlageerfolg. Ob Aktien über- oder untergewichtet werden, ein passiver oder aktiver Anlagestil verfolgt werden soll, die Wahl des Fondsmanagers und andere Fragestellungen haben langfristig einen vergleichsweise geringen Einfluss.

ÃÛ¶¹ÊÓÆµ, nur für illustrative Zwecke
Quelle: ÃÛ¶¹ÊÓÆµ, nur für illustrative Zwecke

Wäre es nicht gerade in Zeiten wie diesen zentral, nah am Markt zu sein und sich dynamisch den immer schneller voranschreitenden Entwicklungen anzupassen, anstatt sich starr an eine Asset Allocation zu halten?

Taktische Entscheide oder bewusste Abweichungen vom Benchmark-Korsett können einen Mehrwert generieren. Die grosse Stellschraube bleibt aber die Anlagestrategie, gerade in der Pensionskassenwelt. Im hektischen Alltag eines Stiftungsrats oder einer Anlagekommission kann diese Erkenntnis manchmal in Vergessenheit geraten.

Können Sie das ein wenig konkretisieren?

Bei einem typischen Schweizer Pensionskassenportfolio entspricht eine Aktiengewichtung von 25 Prozent etwa zwei Dritteln des Gesamtportfoliorisikos. Bei einer Aktiengewichtung von 40 Prozent steigt dieser Anteil auf ungefähr 80 Prozent. Auch hinsichtlich der Rendite ist der Einfluss von Aktien auf das Gesamtportfolio sehr dominant. Solche Entscheide bei der strategischen Asset Allocation sind für den langfristigen Anlageerfolg wichtiger als etwa die Wahl zwischen einem aktiven und einem passiven Anlagefonds.

Die Finanzmärkte verursachen unglaublich viel «Lärm» in Form von unzähligen Informationen, Prognosen oder Meinungen, die vom Wesentlichen ablenken können. Ich empfehle Pensionskassen, sich auf das zu konzentrieren, was sie in den eigenen Händen haben: ihre Renditeziele, wie viel Risiko sie als Kasse tragen können und der Stiftungsrat als oberstes Organ tragen will. Daraus wird die SAA erstellt, konsequent eingehalten und etwa alle drei Jahre überprüft. Im Grundsatz funktionieren viele Pensionskassen heute schon so.

Die erzielte Rendite an den Kapitalmärkten hängt also stark von der Anlagestrategie ab. Nutzen denn Pensionskassen das Renditepotenzial genügend aus?

Seit Bestehen des BVG 1985 sind rund 40 Prozent aller Einnahmen in der 2. Säule auf die Renditen an den Kapitalmärkten zurückzuführen. Die restlichen 60 Prozent verteilen sich auf die Arbeitnehmer- und Arbeitgeberbeiträge.

Bei einer Pensionierung mit einem angesparten Altersguthaben von 500'000 Schweizer Franken sind somit rund 200'000 Franken über die Rendite finanziert. Das ist eine beeindruckende Zahl und illustriert meiner Meinung nach den grössten Vorteil der 2. Säule. 

Ob Schweizer Pensionskassen im Allgemeinen noch mehr «rausholen» könnten, ist schwierig zu beurteilen oder zu quantifizieren. Mehr Rendite muss immer auch im Einklang mit der Risikofähigkeit der Kasse und der Risikobereitschaft des obersten Organs sein. Mir ist es lieber, wenn Pensionskassen ein wenig unter ihrem Rendite-Risiko-Optimum, dafür aber nachhaltig aufgestellt sind. So können sie auch schwerwiegende Krisen durchstehen und verlieren nicht im ungünstigsten Moment das Vertrauen in ihre Anlagestrategie.

Eine der grössten Herausforderungen für die Vorsorgesysteme ist die demografische Entwicklung, allen voran für die 1. Säule. Immer weniger Arbeitnehmende müssen immer mehr Pensionierte finanzieren. Wie steht es diesbezüglich um die 2. Säule?

Grundsätzlich ist die 2. Säule eine sehr gute Ergänzung zur 1. Säule. Das Kapitaldeckungsverfahren ist darauf ausgelegt, dass sich alle Versicherten mittels Arbeitgeber- und Arbeitnehmerbeiträgen sowie der Verzinsung auf ihrem Altersguthaben ihre Altersrente selbst finanzieren. Aufgrund regulatorischer Eingriffe, z.B. des gesetzlich vorgegebenen Umwandlungssatzes im Obligatorium oder des nahezu unveränderten Pensionierungsalters, wird das System aber geschwächt. Dies kann zur Folge haben, dass Vermögen umverteilt wird, von den jüngeren zu den älteren und von den einkommensstärkeren zu den einkommensschwächeren Versicherten. Diese Art von Umverteilung ist eigentlich für die 2. Säule nicht vorgesehen.

Mittlerweile liegen rund 1,2 Billionen Schweizer Franken in der 2. Säule, verteilt auf etwa 1 300 Vorsorgeeinrichtungen. 1985 bei Einführung des BVG gab es 15 000 Einrichtungen. Wie beurteilen Sie diesen Konsolidierungsprozess?

Mehr als drei Viertel aller Versicherten sind mittlerweile bei Sammel- und Gemeinschaftseinrichtungen angeschlossen. Diese verwalten über die Hälfte der Pensionskassenvermögen. Vor zehn Jahren waren es noch 20 Prozent. Wir gehen davon aus, dass diese Konzentration noch nicht abgeschlossen ist.

Durch die regulatorischen Vorgaben, aber auch durch die Komplexität bei der Vermögensanlage, sind die Anforderungen, insbesondere an Stiftungsräte, stark gestiegen. In unserer letzten Pensionskassenstudie1  wurde denn auch die «Entlastung von Verantwortungsträgern der Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite» als wichtigster Grund für einen Anschluss an eine Sammel- und Gemeinschaftseinrichtung genannt, gefolgt von einer «professionellen Pensionskassenführung».

Aber auch das Modell der eigenständigen Pensionskasse hat nach wie vor seine Berechtigung. In unserer Umfrage wurde der «stärkere Bezug zum Arbeitgeber beziehungsweise zu den Versicherten» als wichtigster Grund angegeben. Am zweithäufigsten wurde der «individuelle Gestaltungsraum in der Anlagestrategie» genannt.

Der Entscheid zwischen eigenständiger Pensionskasse und Sammeleinrichtung dürfte letztlich auch von den individuellen Umständen abhängen. Das können unter anderem die Kassengrösse, das verfügbare Personal für die Aufgaben innerhalb der Pensionskasse oder einfach die Präferenz des Arbeitgebers sein.

Sie haben schon Dutzende Anlagestrategien von institutionellen Investoren gesehen, überarbeitet oder erstellt, von kleinen bis sehr grossen Einrichtungen. Was sind zentrale Kriterien für erfolgreiches Investieren?

Nach meinen Erfahrungen sind sicherlich folgende drei Kriterien wichtig:

Keep it simple. «Einfach» bedeutet beim Geldanlegen oft auch «besser». Das gilt sowohl bei der Anlagestrategie als auch bei den Anlagelösungen bzw. in der Umsetzung. Zudem sorgt Einfachheit in den Milizgremien wie dem Stiftungsrat für ein besseres Verständnis. Und der Stiftungsrat trägt schliesslich die Verantwortung.

Die strategische Asset Allocation (SAA). Sie sollte auf die individuelle Situation der Pensionskasse ausgerichtet sein und regelmässig überprüft werden. Das heisst aber nicht zwingend, dass sie jedes Mal einer Anpassung bedarf.

Disziplin und Geduld. Pensionskassen sind professionelle und grundsätzlich langfristig orientierte Institutionen. Hinter den Entscheidungen stehen dennoch Menschen. Das Vertrauen in die eigene Anlagestrategie und automatisierte Abläufe schützen vor typischen Anlegerfehlern.

Livio Fischbach

Livio Fischbach

Livio Fischbach, MSc (Applied Economics and Finance) und Chartered Financial Analyst (CFA), berät institutionelle Kunden bei ihrer Anlagestrategie.

Dazu gehören die Durchführung und die Präsentation von Asset- und Liability-Analysen, die Ausbildung von Verantwortlichen bei institutionellen Kunden sowie Publikationen zu Themen rund um die Kapitalmärkte und die berufliche Vorsorge.

Davor war Livio Fischbach unter anderem mehrere Jahre bei ÃÛ¶¹ÊÓÆµ Asset Management im institutionellen Geschäft tätig, wo er sich nebst den strategischen Fragen auch der passenden Umsetzung sämtlicher Anlageklassen gewidmet hat.