Drei Keypoints aus dem Real Estate Focus auf einen Blick:

  • Die Schweiz steuert auf die Zehn-Millionen-Marke zu – steigende Nachfrage trifft auf begrenztes Angebot, was die Mieten und Immobilienpreise anheizt.
  • Die starke Mietpreisentwicklung macht Mehrfamilienhäuser für institutionelle Anleger wieder attraktiv. Trotz leichter Marktberuhigung bleibt die Nachfrage nach gut angebundenem Wohnraum hoch.
  • Tiefere Zinsen und stabile Ertragsperspektiven haben Immobilienfonds 2024 eine starke Performance beschert. Trotz hoher Bewertungen bleibt das Interesse bestehen.
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Die Schweiz im demografischen Wandel

Die Schweizer Bevölkerung wächst: Laut Prognosen des Bundesamts für Statistik dürfte die Schweiz bis 2045 über zehn Millionen Menschen zählen. Dabei dürfte das jährliche Wachstum bis 2030 bei einem Prozent bleiben und sich danach abschwächen. Dieses Wachstum treibt die Eigenheim- und Mietpreise an.

Das Bevölkerungswachstum dürfte in den kommenden 20 Jahren nur noch zu etwa einem Drittel von den 20- bis 64-Jährigen getragen werden. Sollte die Zuwanderung schwächer ausfallen als erwartet, könnte der Wachstumsbeitrag hingegen rasch gegen null sinken, da mehr Menschen in Rente gehen, als junge ins Erwerbsleben nachrücken. Besonders betroffen davon sind die Kantone Bern, Basel-Landschaft und Uri – selbst bei hoher Zuwanderung. Das bremst auch den Bedarf an neuen Arbeitsflächen, der künftig deutlich langsamer wachsen könnte.

Real Estate Focus 2025

Der ÃÛ¶¹ÊÓÆµ Real Estate Focus analysiert die aktuellen und zukünftigen Entwicklungen auf dem Schweizer Immobilienmarkt. Die Publikation fokussiert sich sowohl auf Wohn- als auch auf Gewerbeimmobilien. Der Bericht setzt gezielt Schwerpunkte auf Marktdynamiken, demografische Treiber sowie langfristige Investitionstrends in der Schweiz. Besonderes Augenmerk gilt der Preis- und Mietentwicklung, der Bautätigkeit sowie den Auswirkungen von Migration und Alterung auf die Immobiliennachfrage.

Zurück im Rampenlicht: Mehrfamilienhäuser gewinnen fürÌýinstitutionelle Anleger an Reiz

Dank gestiegenen Mieterträgen sind Investitionen in Mehrfamilienhäuser wieder attraktiv. 2024 stiegen die Angebotsmieten im Vergleich zu 2023 um bis zu 6,4 Prozent. Mit nur 1,6 Prozent Leerstand ist der Mietmarkt aktuell schweizweit so angespannt wie seit zehn Jahren nicht mehr. Die Nachfrage wurde auch durch Sondereffekte wie die hohe Zuwanderung aufgrund starken Beschäftigungswachstums in den Jahren 2021 bis 2023 angetrieben, was die Angebotsmieten seit Ende 2021 im Durchschnitt um neun Prozent ansteigen liess. Zwischen Mitte 2023 und Ende 2024 erhöhten institutionelle Anleger die Mieten in ihren Bestandsportfolios schweizweit im Durchschnitt um 6,5 Prozent.

Seit Mitte letzten Jahres lässt sich auf dem Mietwohnungsmarkt eine gewisse Normalisierung der Nachfrage beobachten. Der Grund dafür ist aber nicht allein die rückläufige Zuwanderung. Vielmehr führen die stark gestiegenen Mietpreise zu einer spürbaren Belastung der Haushaltsbudgets. Im Jahr 2023 lag die Anzahl an Umzügen rund sieben Prozent unter dem Durchschnitt der letzten zehn Jahre, während die durchschnittliche Haushaltsgrösse leicht zunahm. Gleichzeitig lenken die gesunkenen Hypothekarzinsen die Nachfrage wieder verstärkt in Richtung Wohneigentum.
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Nachfrage verlagert sich in günstigere Regionen

Nachfrage verlagert sich in günstigere Regionen
Quellen: Realmatch360, ÃÛ¶¹ÊÓÆµ

Veränderung der Anzahl Suchabos für Mietwohnungen, 2024 im Vergleich zum Durchschnitt 2014 bis 2024, in Prozenten.

Wer trotzdem umziehen will, entscheidet sich zunehmend für weniger kostenintensive Wohnanlagen ausserhalb der zentralen Stadtgebiete. Besonders im Fokus stehen aktuell gut angebundene Regionen abseits von grossen Zentren, etwa in den Kantonen Schaffhausen, Thurgau, Aargau oder im Unterwallis. Diese Verlagerung spiegelt sich auch in der Entwicklung der Mieterträge wider: In den Agglomerationen rund um die Grosszentren Zürich, Basel und Lausanne lag das Mietertragswachstum zuletzt über jenem der Kernstädte.

Büroflächen: gute Lagen im Fokus

In den kommenden Jahren dürfte die Nachfrage nach Büroflächen moderat steigen. So führt beispielsweise die Pensionierung der Babyboomer zu weniger Erwerbstätigen. Um das aktuelle Beschäftigungswachstum zu halten, müsste die Zuwanderung bis 2030 rund 30 Prozent über dem Niveau der letzten fünf Jahre liegen.

Für die bevorstehenden Quartale erwartetÌý ÃÛ¶¹ÊÓÆµ ein unterdurchschnittliches Wachstum der Bürobeschäftigung in der Schweiz. Das Interesse derÌýinstitutionellen Anleger dürfte sich weiter auf zentrale Lagen sowie moderne und nachhaltige Gebäude konzentrieren. Für das Gesamtjahr 2025 zeichnet sich eine unterdurchschnittliche Wertentwicklung kommerzieller Immobilienportfolios ab.

In den Regionen Bern, Genf und Lausanne dürften die vielen Bauprojekte zu einem Anstieg der lokalen Angebotsquoten führen. In Basel hingegen wird der Zuwachs durch ein begrenztes Neubauangebot und eine stabile Geschäftsentwicklung im Pharmasektor voraussichtlich gebremst. Die IT-Cluster in Zürich und Zug dürften vom aktuellen KI-Trend profitieren und ihre Position als vergleichsweise starke Büromärkte vorerst behaupten.

Schweizer Industrie- und Logistikimmobilien zeigen sich robust

Seit 2021 wächst die Logistikbranche stetig, angetrieben durch den Onlinehandel, dessen Marktvolumen während der Pandemie stark zunahm. Logistik gewinnt für Unternehmen im Online- und Multi-Channel-Handel zunehmend an strategischer Bedeutung, da effiziente Lösungen mehr als nur Lagerung erfordern, sondern auch Aufgaben wie Retourenabwicklung oder Montageschritte umfassen.

Insgesamt führten die in den Jahren 2022 und 2023 gestiegenen Zinsen zu einer gewissen Preiskorrektur bei Schweizer Logistik- und Industrieflächen, allerdings in geringerem Ausmass als in anderen Immobiliensegmenten. Durch die Rückkehr der tiefen Zinsen, die Erholung von Lieferketten und einen stabilen Konsum haben sich die Aussichten für Schweizer Industrie- und Logistikflächen verbessert. Dabei verspricht besonders das Logistiksegment langfristig solide Erträge, direkte Investitionen darin bleiben aber schwierig..

Agios auf dem Prüfstand

Das Comeback der Tiefzinsen sowie verbesserte Ertragsperspektiven am Immobilienmarkt haben im vergangenen Jahr die Entwicklung börsennotierter Schweizer Immobilienfonds positiv beeinflusst. Mit einer Gesamtrendite von 17,6 Prozent – gemessen am SWIIT-Index – war das Jahr 2024 das viertbeste der letzten drei Jahrzehnte.

Diese positive Tendenz setzte sich auch im Januar 2025 fort. Der Index erreichte zwischenzeitlich ein neues Rekordhoch. Infolgedessen stiegen die Bewertungen der Immobilienfonds deutlich an: Das durchschnittliche Agio, der Aufpreis gegenüber dem Nettoinventarwert, lag im bisherigen Jahresverlauf zeitweise bei etwa 35 Prozent und damit rund eine Standardabweichung über dem langjährigen Mittelwert von 22 Prozent.

Das aktuelle Agio-Niveau deutet auf eine mögliche Überbewertung hin. Bei positiven Zinsen bleibt unklar, ob dieses Niveau mittelfristig gehalten werden kann. Die ÃÛ¶¹ÊÓÆµ erwartet eine Preisrendite der Immobilienfonds 2025 im niedrigen einstelligen Bereich. Kurzfristig orientierte Investoren könnten enttäuscht werden, während Immobilienfonds für langfristige institutionelle Anleger weiterhin attraktiv sein können.

Aufpreise über Nettoinventarwerte (Agios) von börsennotiertenÌýSchweizer Immobilienfonds, marktkapitalisierungsgewichtet, in Prozenten, per Mitte Februar 2025.

Der Immobiliensektor ist im historischen Vergleich aktuell hoch bewertet. Dennoch sind institutionelle Anleger bereit, den Aufpreis zu bezahlen. Mögliche Gründe sind folgende:

Fazit

Das Wachstum der Schweizer Bevölkerung sorgt für anhaltenden Druck auf den Wohnungsmarkt und verändert die Dynamik in allen Immobiliensegmenten. Steigende Mieten, neue Anforderungen an Logistikflächen und ein selektiver Büromarkt prägen die Gegenwart – während sich institutionelle Investoren zunehmend auf gut gelegene, nachhaltige Objekte konzentrieren. Trotz hohen Bewertungen bleiben Immobilienfonds gefragt. Wer heute in den Schweizer Immobilienmarkt investiert, braucht einen klaren Kompass – und ein gutes Gespür für langfristige Trends.

Katharina Hofer

Katharina Hofer

Katharina Hofer studierte an der Universität St. Gallen Volkswirtschaftslehre und promovierte dort in Finance and Economics. Seit 2018 ist Katharina Hofer als Ökonomin im Chief Investment Office, Global Wealth Management, der ÃÛ¶¹ÊÓÆµ in Zürich tätig. Sie ist Teil des Swiss Real Estate Teams und verantwortlich für der Studie «ÃÛ¶¹ÊÓÆµ Real Estate Focus».