?Im Vergleich zu allen anderen Nobelpreistr?gern f¨¹r Wirtschaftswissenschaften ist meine Arbeit wohl am abstraktesten?, sagte G¨¦rard Debreu im Jahr 1985, zwei Jahre nachdem er den Nobelpreis f¨¹r seine Theorie des wirtschaftlichen Gleichgewichts erhalten hatte. Obgleich Debreu sein ganzes Leben lang Theoretiker blieb und sich nicht viel um die praktische Anwendung seiner wissenschaftlichen Arbeit scherte, bildeten seine mathematischen Modelle die Grundlage f¨¹r Generationen von Wirtschaftswissenschaftlern, die erforschten, wie Individuen und Unternehmen interagieren und wie die Marktwirtschaft tats?chlich funktioniert.

Debreu

G¨¦rard Debreu

Alfred-Nobel-Ged?chtnispreis f¨¹r Wirtschaftswissenschaften, 1983

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Auf einen Blick

Geburtsjahr: 1921, Calais, Frankreich

Sterbejahr: 2004, Paris, Frankreich

Fachgebiet: Allgemeine Gleichgewichtstheorie

Ausgezeichnetes Werk: Neuformulierung der allgemeinen Gleichgewichtstheorie

Liebste Freizeitbesch?ftigung: Wandern (und w?hrend des Wanderns Nachdenken)

Lieblingsort f¨¹r Wanderungen: Die kalifornische K¨¹ste n?rdlich von San Francisco

Neurosen: War immer f¨¹r seinen aufger?umten Schreibtisch bekannt

Fluchtverhalten: Fuhr etwas schneller Auto als die meisten

Wechsel von der Mathematik zu den Wirtschaftswissenschaften

Als im September 1939 f¨¹r Frankreich der zweite Weltkrieg begann, war Debreu ein 18-j?hriger Junge, der gerade sein Studium der Mathematik begonnen hatte. Ein Jahr sp?ter war das franz?sische Staatsgebiet bereits unterteilt in eine n?rdliche Zone unter deutscher Milit?rverwaltung und eine freie Zone im S¨¹den des Landes. Debreu bewegte sich in beiden Zonen, entschied sich dann aber schliesslich f¨¹r ein Studium in Paris. Trotz der Besetzung der Hauptstadt durch die Nationalsozialisten konzentrierte er sich auf sein Studium an der Universit?t, wo er, so sagt er es in seiner Nobel-Autobiographie, die ?sehr aufgeheizte intellektuelle Atmosph?re? genoss.

Nach kurzem Milit?rdienst bei den franz?sischen Besatzungstruppen kehrte er zur¨¹ck an die Universit?t und interessierte sich zunehmend f¨¹r die Wirtschaftswissenschaften. Er las die Theorien von L¨¦on Walras, dem Pionier der Entwicklung der allgemeinen Gleichgewichtstheorie, und trat alsbald in seine Fussstapfen. ?Ich hatte mein Thema entdeckt, es faszinierte mich einfach?, sagte Debreu. ?Ich fand, dass man hier noch viel Arbeit zu leisten war.?

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Warum m¨¹nden die wirtschaftlichen Entscheidungen der Menschen nicht in ein komplettes Chaos?

Ein Franzose in den Vereinigten Staaten

Als Debreu am Anfang seiner akademischen Laufbahn stand, wurde die Mathematik in der Wirtschaftstheorie immer beliebter. Ein Stipendium er?ffnete ihm die M?glichkeit, die Harvard University, die University of California, Berkeley, die Columbia University und die University of Chicago zu besuchen. So konnte er sich mit neuen Entwicklungen vertraut machen, die in Frankreich w?hrend des Krieges noch nicht bekannt waren. Die Cowles Commission for Research in Economics in Chicago machte Debreu ein Angebot, das er nicht ablehnen konnte, und er entschied sich, in den USA zu bleiben. In den folgenden Jahren widmete er den Grossteil seiner Forschungsarbeit dem Thema, das ihn ¨¹berhaupt erst zu den Wirtschaftswissenschaften gef¨¹hrt hatte: dem allgemeinen Gleichgewicht.

Was bestimmt den Marktpreis?

Wenn man die Theorie des allgemeinen Gleichgewichts verstehen m?chte, muss man sich mit einem der grundlegenden Konzepte der Mikro?konomie befassen ¨C dem Angebot und der Nachfrage. Wie wir wissen, bezieht sich die Nachfrage darauf, wie sehr ein Produkt von den Verbrauchern nachgefragt wird, und das Angebot auf die Menge dieses Produkts, die auf dem Markt vorhanden ist. Deshalb wird der Preis theoretisch so lange schwanken, bis beide Seiten im Gleichgewicht sind. An diesem Punkt erreicht der Markt ein wirtschaftliches Gleichgewicht. Ein Wirtschaftswissenschaftler w¨¹rde sagen: Der Markt kl?rt sich.

An der Universit?t Stanford arbeitete Professor Debreu zusammen mit seinem Nobelpreiskollegen Kenneth Arrow. Die beiden Wissenschaftler versuchten, einen mathematischen Beweis daf¨¹r zu finden, dass es tats?chlich ein allgemeines Gleichgewicht gibt.

?Das Wirtschaftssystem ist stark vernetzt. Wenn an irgendeiner Stelle innerhalb einer Wirtschaft etwas geschieht, hat das Auswirkungen auf die gesamte Wirtschaft?, erkl?rte Arrow. ?Eine Innovation in einem bestimmten Bereich kann die Nachfrage nach bestimmten Ressourcen erh?hen, und sie damit anderen Bereichen entziehen. Man kann einen Wirtschaftszweig nicht verstehen, ohne dass man auf die entfernten Beziehungen zu anderen Wirtschaftszweigen Bezug nimmt.?

Debreu und Arrow konnten ihre Theorie beweisen und zeigten, dass es Preise gibt, die einen Markts ins Gleichgewicht bringen.

Eine Lektion f¨¹rs Leben:?Etwas finden, an das man glaubst

Obschon er sich f¨¹r Politik interessierte, sah Debreu von allzu h?ufigen Kommentaren ab. Nachdem ihm der Nobelpreis verliehen worden war, wurde im klar, dass er nun gr?sseren Einfluss haben k?nnte. ?Es ist einfach nie genug Zeit da?, so Debreu. ?Aber ich versuche, sie nicht zu vergeuden. Ich will sie einfach einem Zweck widmen.?

In den 1980er Jahren entsandte ihn der Menschenrechtsausschuss der Nationalen Akademie der Wissenschaften nach Chile. ?Es war mir wichtiger, ¨¹ber Menschenrechte zu sprechen?, erkl?rte er. Die Delegation, mit der er unterwegs war, sollte untersuchen, ob Wissenschaftler, Ingenieure und Mediziner unter der von Augusto Pinochet gef¨¹hrten Milit?rdiktatur gefoltert wurden.

?Sich f¨¹r Menschenrechte einzusetzen, kann sehr frustrierend sein?, sagte er. ?Man hat oft den Eindruck, dass man nicht viel erreicht, aber das ist nicht ganz gerechtfertigt. Es gibt F?lle, in denen man etwas erreichen kann.?

Warum kann in der Realit?t nie ein Gleichgewicht erreicht werden?

Debreu wurde gelegentlich eine Position als Berater angeboten, doch lehnte er dieses Amt stets ab. Es kam ihm nie in den Sinn, dass seine Meinung ausserhalb der akademischen Welt von Bedeutung sein k?nnte, da sein Fokus auf der Forschung lag und nicht auf der Anwendung. Ihm war bewusst, dass seine formale Theorie nur eine erste Ann?herung war, wie man die Wirtschaftsaktivit?ten besser verstehen k?nnte. Da sich die Preise f¨¹r Waren und Dienstleistungen st?ndig ?ndern, kann ein Marktgleichgewicht immer nur theoretisch erreicht werden. Debreu ¨¹berliess es anderen Wirtschaftswissenschaftlern, seine Theorien auf die Realit?t anzuwenden. Er war der Meinung, dass seine mathematischen Modelle eine grundlegende Sprache f¨¹r die Arbeit von anderen bieten sollten .

Und das taten sie auch. Wirtschaftswissenschaftler, die auf Debreu folgten, insbesondere die Nobelpreistr?ger Peter Diamond, Robert Aumann?und Daniel McFadden, wiesen auf die Bedeutung seiner Arbeit als einem entscheidenden Ausgangspunkt f¨¹r ihre eigene Forschung hin.

Die Verantwortung, die mit einem Nobelpreis verbunden ist

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Was m¨¹ssen Studierende lernen?

F¨¹r Debreu war es nicht einfach, seine Komfortzone zu verlassen. Es war zwar bekannt, dass er seine Enkelkinder sehr liebte und gern mit seiner Frau wanderte, aber er sprach nicht viel ¨¹ber sein Privatleben. Sein Einsatz f¨¹r die Menschenrechte geh?rte zu den wenigen Dingen, ¨¹ber die er ausserhalb seiner Forschungst?tigkeit gerne sprach, ebenso wie sein Engagement f¨¹r die Hochschulbildung und seine Studentinnen und Studenten. ?Der vielleicht gr?sste Dienst, den ich ihnen erweisen kann, ist die Vermittlung von Enthusiasmus und Interesse?, sagte er.

Die Jugend ist so privilegiert. Es stehen ihnen so viele M?glichkeiten offen. In meinen Augen ist das Wichtigste f¨¹r sie, dass sie etwas finden, an das sie glauben, und dann ihre ganze Energie daf¨¹r einsetzen, und Energie haben sie ja wirklich im ?berfluss.

Warum sollten L?nder bessere Wege finden, um zu wachsen?

H?ren Sie dazu die Meinung von Michael Spence und wie L?nder nachhaltiges Wachstum generieren und dabei langfristig einen positiven Effekt erzeugen k?nnen.

Vernon L. Smith

Was k?nnen uns Experimente uns ¨¹ber die Realit?t lehren?

Vernon L. Smith
Nobelpreistr?ger, 2002

Alvin E. Roth

Wie findet man nachhaltige Matches?

Alvin E. Roth
Nobelpreistr?ger, 2012

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