Zürich, 13. Mai 2025 – US-Präsident Donald Trump hat mit der Einführung von weitreichenden Zöllen eine Zäsur im globalen Handel herbeigeführt. Letzten Endes dürften Trumps Zölle nicht so hoch ausfallen wie am «Liberation Day» angekündigt, weshalb die Ökonominnen und Ökonomen des Chief Investment Office von ÃÛ¶¹ÊÓÆµ keine globale Rezession erwarten. Trotzdem dürfte eine deutliche Abkühlung der Weltwirtschaft das Schweizer Wachstum 2025, bereinigt um Sportereignisse, auf 1 Prozent und 2026 auf 1,2 Prozent beschränken – was deutlich unter dem langfristigen Trend liegt.

Während das reale Einkommen der Schweizer Haushalte und damit der Konsum von einer tiefen Inflation (2025: 0,2 Prozent, 2026: 0,5 Prozent) gestützt wird, dürfte der Aussenhandel unter Trumps Protektionismus leiden. ÃÛ¶¹ÊÓÆµ hat in Zusammenarbeit mit dem Marktforschungsinstitut Intervista 800 Firmen mit einem Aussenhandelsbezug (die mindestens 10 Prozent der Vorleistungen importieren oder mindestens 10 Prozent der Produkte exportieren) zum Thema Protektionismus befragt – es ging darum, wie sie von dieser neuen Bedrohung betroffen sind, wie sie darauf reagieren wollen und wie die Schweizer Wirtschaftspolitik ihrer Meinung nach darauf antworten soll.

Jedes dritte Unternehmen denkt über Standort im Absatzmarkt nach

Rund 70 Prozent der Firmen erwarten Auswirkungen auf ihr Unternehmen. So erwartet etwa die Hälfte der Firmen, die mehr als 10 Prozent ihrer Produkte exportieren, negative Auswirkungen auf ihre Exporte in die USA. Bei den Exporten in andere Länder geht etwa ein Drittel der Firmen von negativen Auswirkungen aus. Und ein Drittel der Firmen fürchtet, als Zulieferbetrieb eines anderen Exporteurs ebenfalls negativ betroffen zu sein. In der Industrie befürchten dies gar 40 Prozent der befragten Firmen. Sechs von zehn Unternehmen rechnen aufgrund des Protektionismus mit höheren Einkaufspreisen und sorgen sich um eine Belastung ihrer Lieferketten.

Eine grosse Mehrheit der Unternehmen, die negative Folgen des Protektionismus befürchten, will dagegen Massnahmen ergreifen. Auf der Kostenseite sollen höhere Ausgaben sowohl durch höhere Verkaufspreise als auch durch eine Erhöhung der Effizienz abgefedert werden, wobei eine Überwälzung der Kosten favorisiert wird. Auf der Ertragsseite denkt die Hälfte der Firmen, die über 10 Prozent ihrer Erlöse im Export generieren, über neue Absatzmärkte nach und ein Drittel über den Aufbau eines Standorts im Absatzmarkt.

Verbesserung der Rahmenbedingung und Freihandelsabkommen von Politik erwartet

Eine grosse Mehrheit der Unternehmen möchte, dass die inländische Wirtschaftspolitik reagiert. Häufig genannt wird hierbei die Förderung von Forschung und Entwicklung, die steuerliche Entlastung von Unternehmen sowie der Abbau von Regulierungen. Während die Unternehmen mehrheitlich eine Verbesserung der Rahmenbedingungen fordern, bleiben sie bezüglich der finanziellen Unterstützung von unter Druck geratenen Branchen durch den Staat skeptisch.

Auch in Bezug auf die Aussenwirtschaftspolitik erwarten vier von fünf Unternehmen eine Reaktion der Politik, lehnen aber protektionistische Massnahmen grösstenteils ab. ÃÛ¶¹ÊÓÆµ-Ökonom Alessandro Bee fügt an: «Nur rund ein Drittel der Firmen favorisiert Exportsubventionen oder Gegenzölle. Zwei Drittel der Unternehmen sprechen sich hingegen für neue Freihandelsabkommen aus.»

Weiterentwicklung der Bilateralen und Kooperation mit der EU bei Schlüsseltechnologien

Die befragten Unternehmen stehen auch einer stärkeren Annäherung an die EU als Antwort auf den wachsenden Protektionismus positiv gegenüber. Über die Hälfte der exportorientierten Firmen hält eine Weiterentwicklung der bilateralen Verträge auf Basis der gegenwärtigen Verhandlungen für die beste Option.

Die befragten Unternehmen wünschen sich auch eine Annäherung an Europa beim Aufbau von Kapazitäten in Schlüsseltechnologien, zum Beispiel Computerchips. Drei Viertel der Unternehmen sehen ein Risiko, von diesen Schlüsseltechnologien abgeschnitten zu werden. Von den Unternehmen, die befürchten, den Zugang zu diesen Technologien zu verlieren, unterstützen wiederum drei Viertel den Aufbau von eigenen Kapazitäten. Noch mehr Unterstützung erfährt der Aufbau von Kapazitäten in Kooperation mit anderen europäischen Staaten oder der EU.

Weitere Zinssenkung der SNB im Juni, Negativzinsen bei weiterer Eintrübung

Der schwächere Ausblick für die Schweizer Wirtschaft und die deutliche Aufwertung des Frankens im Vergleich zur letzten Lagebeurteilung im März dürfte die Schweizerische Nationalbank (SNB) zu einer weiteren Zinssenkung im Juni von 0,25 auf 0 Prozent veranlassen. Wenn sich die globale Konjunktur nicht deutlich verschlechtert, dürfte sich auch die Aufwertung des Frankens nicht fortsetzen.

ÃÛ¶¹ÊÓÆµ rechnet in den kommenden zwölf Monaten mit einem Seitwärtstrend des EURCHF- und USDCHF-Wechselkurses (Prognosen für März 2026: EURCHF: 0.95 beziehungsweise USDCHF: 0.81). Die SNB würde in diesem Fall die Leitzinsen in der zweiten Jahreshälfte stabil lassen. ÃÛ¶¹ÊÓÆµ-Chefökonom Schweiz Daniel Kalt gibt aber zu bedenken: «Verschlechtert sich das konjunkturelle Umfeld jedoch weiter, dürfte auch der Aufwertungsdruck nicht nachlassen und die SNB nicht vor Negativzinsen zurückschrecken.»

ÃÛ¶¹ÊÓÆµ Switzerland AG

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Ökonom, ÃÛ¶¹ÊÓÆµ CIO GWM
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