Die jüngsten US-Arbeitsmarktzahlen lieferten weitere Belege dafür, dass sich die gr?sste Volkswirtschaft der Welt abkühlt und eine Reihe von Zinssenkungen der US-Notenbank Fed bevorstehen dürften. Wir erwarten deren vier in den n?chsten zwei Quartalen und damit eine deutlich raschere Senkung als in anderen L?ndern. Die Schweizerische Nationalbank, beispielsweise, dürfte ihren Leitzins vorerst unver?ndert lassen und für die Europ?ische Zentralbank erwarten wir in diesem Jahr nur noch eine Zinssenkung.

Wir sind der Meinung, dass der Dollar in diesem Umfeld weiter nachgeben wird. Unsere Wechselkursprognosen für den Schweizer Franken und den Euro reflektieren diese Einsch?tzung: USDCHF dürfte sich in den n?chsten zw?lf Monaten Richtung 0.76 bewegen, EURUSD Richtung 1.23. Dies entspricht einer Abwertung von jeweils rund 5 Prozent und liegt damit über den momentanen Absicherungskosten.

Es ist allerdings vorstellbar, dass dies nur eine vorübergehende Phase ist. Faktoren wie die bevorstehenden Zinssenkungen der Fed, die leicht prozyklische US-Steuerreform und die abnehmende Unsicherheit in Bezug auf Importz?lle der USA dürften nicht nur die US-Wirtschaft unterstützen, sie k?nnten im Jahr 2026 auch zu einer Wachstumsbeschleunigung führen. Das dürfte sich vorteilhaft auf die US-Aktienm?rkte auswirken: Der S&P 500 hat in der Vergangenheit positiv auf Zinssenkungen der Fed reagiert, wenn die Wirtschaft gleichzeitig eine Rezession vermied – im Durchschnitt der letzten Jahrzehnte lag der Index ein Jahr nach der ersten Zinssenkung fast 20 Prozent im Plus.

Im Vergleich dazu sind unsere Aktienprognosen konservativer. Sie legen nahe, dass Anlegerinnen und Anleger an ihren Aktienpositionen festhalten und allf?llige Kursrückschl?ge nutzen sollten, um die Aktienquote zu erh?hen, falls diese unter dem strategischen Sollwert liegt. Sollten die Sorgen um eine m?gliche Korrektur doch zu hoch erscheinen, k?nnten ad?quate strukturierte Produkte die notwendige Sicherheit bieten, mit h?herer Volatilit?t umzugehen, aber trotzdem erm?glichen, teilweise von sp?teren Kursgewinnen zu profitieren.

Bei den Anleihenm?rkten zeigt sich ein weniger erfreuliches Bild. Zwar ist auch hier die zunehmende Erwartung von Zinssenkungen erkennbar; Anleihen mit kürzeren Laufzeiten haben sich positiv entwickelt. Gleichzeitig verlieren langfristige Anleihen in vielen L?ndern jedoch an Wert: In Grossbritannien liegen die Renditen 30-j?hriger Staatsanleihen mittlerweile bei rund 5,7 Prozent, dem h?chsten Wert seit 1998. Aber auch in Frankreich, Italien, Deutschland, Japan und den USA liegen die Renditen langfristiger Anleihen deutlich über den Werten der letzten Jahre.

Oft steht dabei die Sorge um die Nachhaltigkeit der Fiskalpolitik im Vordergrund, kombiniert mit h?herer politischer Unsicherheit. Politische Krisen in Frankreich, Grossbritannien und Japan sind Beispiele hierfür. Nach einem jahrzehntelangen s?kularen Abw?rtstrend der Zinsen rückt zunehmend der hohe Emissionsbedarf und die hohen Zinszahlungen in den Vordergrund der M?rkte. Gerade in L?ndern, in denen eine fehlende politische Mehrheit verhindert, dass fiskalische Herausforderungen nachhaltig gel?st werden, k?nnten langfristige Zinsen weiter unter Druck bleiben. Damit steigt dann auch das Risiko für negative Implikationen für die Aktienm?rkte.

In diesem Zusammenhang ist erw?hnenswert, dass der Goldpreis unl?ngst erstmals die Marke von USD 3600 pro Feinunze durchbrach. Wir sehen darin eine Best?tigung unserer These, dass sich Anleger aufgrund dieser fiskalischen, geldpolitischen und (geo-)politischen Themen vermehrt um eine Diversifikation ihrer Anlagen bemühen.

Für Anleger ist das kein einfaches Umfeld: Geldmarktinstrumente bieten zwar Schutz vor Volatilit?t, führen aber in einem Tiefzinsumfeld fast sicher zu Kaufkraftverlust. Mittelfristig dürften diejenigen Anleger belohnt werden, die risikofreudigere Strategien pr?ferieren: In Aktien investiert bleiben und allf?llige Kursrückschl?ge nutzen, um die Aktienquote zu optimieren, US-W?hrungsrisiken (partiell) absichern sowie alternative Anlagen und/oder strukturierte Produkte dazu nutzen, das Portfolio optimal zu diversifizieren oder punktuell abzusichern. Die ?Flucht nach vorne? ist nicht immer die intuitivste und einfachste Variante, sie hat aber historisch gesehen gut funktioniert und dürfte dies unserer Meinung nach auch weiterhin tun.