KI vs. KI: Wettrüsten in der Cybersicherheit
KI verändert den Cyberkrieg – er wird schneller, intelligenter und schwerer zu stoppen. Deshalb muss auch die Sicherheit bei diesem Tempo mithalten.
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KI verändert den Cyberkrieg – er wird schneller, intelligenter und schwerer zu stoppen. Deshalb muss auch die Sicherheit bei diesem Tempo mithalten.
Wichtige Punkte
Einer der strukturellen Wachstumstreiber in unserem Sicherheits-Anlagethema ist die anhaltende Digitalisierung der Gesellschaft. Dieser Trend hat zwar die Zugänglichkeit von Informationen, Produktivitätssteigerungen und operative Effizienzen mit sich gebracht, jedoch auch eine neue Welle von Herausforderungen in Verbindung mit der IT-Sicherheit. Die Grenzen zwischen klassischer Kriegsführung und Cyberkonflikten verschwimmen zunehmend, da die durch KI betriebenen Cyberangriffe in rasantem Tempo grösser und auch ausgefeilter werden.
In einem unstetigen geopolitischen Umfeld werden von Staaten geförderte Cyberangriffe zunehmend aggressiver und technisch fortschrittlicher. Beispielsweise beschuldigten die US-Behörden letztes Jahr «Volt Typhoon», eine Hackergruppe aus China, des Versuchs, in US-amerikanische Computernetzwerke einzudringen, mit dem Ziel, während eines künftigen Konflikts kritische Infrastrukturen wie Wasser, Strom oder Verkehr zu stören.1ÌýDas FBI hat seitdem einen öffentlichen Aufruf nach Informationen gestartet und bietet diesbezüglich 10 Mio. USD für die Hilfe, die Verantwortlichen zu identifizieren.2
Zunahme der auf KI gestützten Gefahren
Einer jüngsten Umfrage bei mehr als 1‘800 Entscheidungsträgern in der IT aus den USA, Europa und Australien zufolge sind 77% der Meinung, dass die geopolitischen Spannungen die Gefahr eines Cyberkriegs erhöht haben; dieser Wert lag 2024 noch bei 41%. Darüber hinaus befürchten 72%, dass die nationalstaatlichen Cyber-Fähigkeiten sich zu einem vollständigen Cyberkrieg eskalieren könnten.3ÌýSolche Vorgänge, bei denen häufig zerstörende Malware eingesetzt wird,4 zielen auf kritische Infrastrukturen ab und sollen dabei wesentliche Dienstleistungen stören und Chaos verbreiten. Hier einige Beispiele:
Die Befragten identifizierten Russland, China und Nordkorea als die Länder mit den meisten staatlich geförderten Cyberbedrohungen, wobei potenziell KI-Tools zur Erfassung von Schwachstellen und Durchführung von Cyberangriffen eingesetzt werden (Abb. 1). Interessant dabei ist, dass mehr als die Hälfte (51%) bei China ein grösseres Risiko sehen als bei Russland. Mehr als 72% sind der Meinung, dass diese Gruppen einen vollständigen Cyberkrieg mit heftigen Folgen für kritische Infrastruktur auslösen können.8
Die Kosten der Tatenlosigkeit
Die Verbreitung von KI, insbesondere generativer KI (GenAI) mit ihrer natürlichen Sprachschnittstelle und ihren Programmierfähigkeiten, ist ein zweischneidiges Schwert. Sie bietet zwar leistungsstarke Tools für Innovationen, ermöglicht aber zugleich den Hackern die Konzeption überzeugenderer Phishing-Kampagnen und die automatische Entwicklung von Malware, wodurch Cyberangriffe schneller ausgeführt werden können und schwerer zu erkennen sind.
Gartner zufolge werden bis 2027 mehr als 40% der mit KI verbundenen Datenschutzverletzungen auf die missbräuchliche Nutzung von generativer KI zurückzuführen sein, vor allem aufgrund unbeabsichtigter grenzüberschreitender Datenübertragungen und unzureichender Aufsicht. Sensible Prompts, die beispielsweise an KI-Tools übermittelt werden, die in unbekannten Ländern gehostet werden, könnten unbeabsichtigterweise kritische Daten preisgeben.9 Wichtige Statistiken unterstreichen die Dringlichkeit:
Eine Simulation von Unit 42 (das zu Palo Alto Networks Inc. gehört) zeigte, das durch generative KI gestützte Ransomware-Angriffe die Zeit für die Datenexfiltration von zwei Tagen auf lediglich 25 Minuten verringert wurde (Abb. 2). Die Ergebnisse stammen zwar nicht aus der realen Welt, zeigen jedoch, dass die KI den ܲú±ð°ùgang von der Erkundung bis zur Ausnutzung («Time-to-Impact») schnell verkürzen kann, was das Zeitfenster für eine effektive Reaktion verkleinert.14
KI als Schutzschild
Die KI mag zwar Risiken bergen, bietet jedoch zugleich auch die vielversprechendsten Lösungen für die Herausforderungen mit Hinsicht auf die Cybersicherheit unserer Zeit. Es gibt bereits mehrere KI-gestützte Technologien, die die Cyberverteidigung neu gestalten:Â
Vom Risiko zur Resilienz
Die Cybersicherheit entwickelt sich zu einem unglaublich schnellen Wettbewerb zwischen Widersachern und Verteidigern, die beide zunehmend von KI abhängig sind. Während böswillige Gruppen generative KI nutzen, um ihre Fähigkeiten zu verbessern, verwenden Sicherheitsakteure dieselben Tools, um einen Schritt voraus zu sein. Das Wettrüsten in der Cybersicherheit verschärft sich.
Die KI mag zwar zu den Gefahren beitragen, ist aber zugleich auch ein zentraler Bestandteil der Lösung. KI-betriebene Gefahrenanalysen gestalten die Cybersicherheit neu. Denn sie ermöglichen eine proaktive Risikoerkennung und -minderung, sodass die Organisationen KI-gestützten Angriffen mit ebenso fortschrittlichen Verteidigungsmassnahmen entgegenwirken können. Somit besteht mittlerweile ein rasanter Kampf von Maschine gegen Maschine, bei dem die KI-Systeme kontinuierlich auf beiden Seiten des Konflikts eingesetzt werden. Fortgeschrittene Fähigkeiten wie die ܲú±ð°ùwachung der angreifbaren IT-Oberfläche oder des Darknet, zweckgebundene Honeypots19 und menschliche Intelligenz bieten einen kritischen Vorteil und helfen den Unternehmen und Regierungen dabei, aufkommenden Gefahren einen Schritt voraus zu sein.
Da die Digitalisierung zunimmt, ist die Verbesserung der Resilienz von kritischen IT-Sicherheitsinfrastrukturen zu einer dringenden Priorität geworden. Somit werden wahrscheinlich attraktive Anlagechancen entstehen, vor allem bei führenden Unternehmen im Bereich der Cybersicherheit, die Fähigkeiten im Bereich der generativen KI in ihr Dienstleistungsangebot integrieren.
Senior portfolio manager, Thematic Equities
Patrick Kolb (PhD), Managing Director, ist seit 2007 Senior Portfoliomanager für die Security Equity Strategie. Im Jahr 2005 stiess er zu Credit Suisse Asset Management, heute Teil der ÃÛ¶¹ÊÓÆµ Group, wo er sich zunächst auf die Industrie- und Technologiesektoren konzentrierte. Er schloss sein Studium der Finanzwissenschaften an der Universität Zürich ab und war dann als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Banken und Finanzen der Universität Zürich tätig, bevor er in Finanzwirtschaft promovierte.
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