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Infolge der Eskalation der Handelsspannungen zwischen den USA und China durch den ?Befreiungstag? am 2. April gab der MSCI China (MXCN) in drei Sitzungen um 15% nach. Seither haben sich die Spannungen aber etwas eingependelt. W?hrend der letzten Woche deutete die Trump-Regierung an, dass der gegenw?rtige Stillstand nicht ewig andauern kann, und US-Pr?sident Donald Trump bestand in Mediengespr?chen darauf, dass die bilateralen Gespr?che bereits laufen. So stieg der MXCN seit seinem Tief am 7. April um insgesamt 11%, worin der Zuwachs um fast 5% vom 16. April enthalten ist. Anlegerinnen und Anleger k?nnten daher versucht sein, sich f¨¹r eine rasche Deeskalation der Spannungen zu positionieren.

Sie sollten aber beachten, dass die Aussagen aus Peking wesentlich verhaltener sind. Die chinesischen Entscheidungstr?ger leugnen die Existenz bestehender Gespr?che und wir sind der Meinung, dass China Verhandlungen erst beginnen wird, sobald die USA die Z?lle auf ein Niveau senken, das dichter an dem Wert vor dem 2. April liegt. Die Haltung Chinas legt unseres Erachtens nahe, dass das Land keine Eile hat, eine L?sung mit den USA anzustreben.

China k?nnte durchaus vertretbar der Meinung sein, seine aktuelle Haltung nicht ?ndern zu m¨¹ssen. Beide L?nder werden durch eine Verl?ngerung des Handelsstreits beeintr?chtigt, doch wir vermuten, dass die Z?lle die USA letztendlich st?rker treffen k?nnten als China. Wir gehen davon aus, dass sich das US-Wachstum von 2,8% im Jahr 2024 auf 1,5% in diesem Jahr verlangsamen wird. Die US-Inflation k?nnte vom aktuellen Wert von rund 3% um ein bis zwei Prozentpunkte steigen, falls die vorgeschlagenen Z?lle beibehalten werden. F¨¹r China rechnen wir in den Jahren 2025 bis 2026 mit einem niedrigeren BIP-Wachstum von rund 200 Basispunkten (Bp.). Die negativen Auswirkungen werden jedoch ¨¹ber ein langsameres Wachstum der gesamten Wirtschaftst?tigkeit hinausgehen. Die USA sind stark von importierten Konsumg¨¹tern aus China abh?ngig. Falls diese beeintr?chtigt werden, k?nnte dies zu St?rungen und einer h?heren importierten Inflation f¨¹hren. Dies d¨¹rfte die geldpolitische Reaktion der US-Notenbank Fed verkomplizieren. Wir gehen daher davon aus, dass sie mit Zinssenkungen bis zum 3. Quartal 2025 abwarten k?nnte. Unterdessen erwarten wir, dass die chinesische Regierung eine st?rkere politische Unterst¨¹tzung umsetzen wird, um die niedrigere Auslandsnachfrage auszugleichen. Wir rechnen insbesondere mit Senkungen des Mindestreservesatzes um 100 bis 200 Bp. und des Leitzinses um 30 bis 50 Bp. w?hrend der n?chsten zw?lf Monate. Damit d¨¹rfte in den kommenden Wochen bereits begonnen werden. Die potenzielle Wahrnehmung eines gr?sseren Drucks auf die USA k?nnte Peking durchaus dazu veranlassen, l?nger abzuwarten und auf einen R¨¹ckzieher der Vereinigten Staaten zu spekulieren.

China verf¨¹gt ¨¹ber weitere M?glichkeiten. Um seine Verhandlungsposition zu verbessern, kann Peking verschiedene Varianten von Zuckerbrot und Peitsche einsetzen. Letztere wird wahrscheinlich bereits genutzt, wobei die prim?re Strafmassnahme die Weigerung sein d¨¹rfte, die Zollkosten zu tragen, ob durch eine Abwertung des CNY oder durch Steuernachl?sse auf Exporte. Falls die Handelsspannungen eskalieren, k?nnte China die Exportkontrollen f¨¹r Seltenerdmetalle versch?rfen. Dies d¨¹rfte sich wahrscheinlich stark auswirken, da China den Grossteil zur weltweiten Produktion dieser Metalle beitr?gt. Ein weiteres Druckmittel Chinas sind Dienstleistungsimporte, die am st?rksten zum US-Handels¨¹berschuss im Dienstleistungssektor beitragen. Sobald die Gespr?che beginnen, k?nnte China anbieten, mehr US-Energie und Agrarprodukte sowie Dienstleistungen (wie Filme) zu kaufen. China k?nnte auch der R¨¹ckf¨¹hrung illegaler Einwanderer sowie der Kontrolle von Fentanyl-Exporten zustimmen und eine Zusammenarbeit in geopolitischen Krisenherden eingehen.

Fortgesetzt defensive Haltung bei chinesischen Aktien. Wir w¨¹rden empfehlen, kurzfristig eine ?neutrale? Haltung bei chinesischen Aktien beizubehalten. Dies ergibt sich aus der fortgesetzten Volatilit?t und der Unsicherheit wegen der Handelsspannungen zwischen den USA und China. Obwohl die aktuelle Bewertung angesichts eines Kurs-Gewinn-Verh?ltnisses f¨¹r die n?chsten zw?lf Monate von unter 10x attraktiv bleibt, raten wir zur Geduld, bis es klarere Fortschritte bei den Handelsgespr?chen gibt. Trotz dieser vorsichtigen Einsch?tzung gibt es einige gezielte Gelegenheiten. Wir ziehen es vor, unser Engagement st?rker auf defensive Staatsunternehmen in den Sektoren Finanzwesen, Energie, Telekommunikation und Versorgung auszurichten sowie auf E-Commerce und Basiskonsumg¨¹ter, die von den Konsumimpulsen profitieren werden. Mittel- bis langfristig machen f¨¹hrende Hersteller von Elektrofahrzeugen wegen ihrer Kostenvorteile und der steigenden politischen Unterst¨¹tzung einen attraktiven Eindruck, w?hrend auch die Sektortrends in der k¨¹nstlichen Intelligenz und bei Elektrofahrzeugen ¨¹berzeugend bleiben.

Kurzfristig gehen wir davon aus, dass USDCNY wegen der ungel?sten Handelsspannungen und der Unsicherheit ¨¹ber das Binnenwachstum in einer Kursspanne rund um 7.30 bleiben wird. Anleger k?nnten erw?gen, ihre Absicherung von CNY-Positionen allm?hlich zu verringern, da das Umfeld f¨¹r den CNY positiver werden d¨¹rfte. Aufgrund der Ber¨¹cksichtigung der Marktbef¨¹rchtungen hinsichtlich der mittelfristigen politischen Unsicherheit senken wir unsere USDCNY-Prognosen f¨¹r Dezember 2025 auf 7.20 und f¨¹r M?rz 2026 auf 7.15, w?hrend wir zuvor f¨¹r beide Zeitpunkte mit 7.30 gerechnet hatten.